Donnerstag, 16. September 2010

Stuhlentleerung

Die Stuhlentleerung bezeichnet man medizinisch als Defäkation, was vom Lateinischen faex stammt und so viel wie „Hefe“ oder „Bodensatz“ bedeutet. Der Begriff Stuhlgang rührt vom Leibstuhl her, der im 18. Jahrhundert entwickelt wurde und aus einem Stuhl mit eingebautem Nachttopf bestand. Der Kot wird medizinisch als Faezes bezeichnet.

Durch die Stuhlentleerung wird das Rektum (Mastdarm) entleert und damit die unverdaulichen Nahrungsbestandteile entsorgt. Die Kontrolle über die Defäkation bezeichnet man als Kontinenz, den Kontrollverlust als Inkontinenz. Die Defäkation ist ein hochkomplizierter Vorgang, an dem viele anatomische Strukturen gut aufeinander abgestimmt harmonisch zusammenarbeiten müssen. Das bedeutet aber auch, dass unser Kontinenzorgan sehr anfällig für Störungen ist.

Das Rektum hat dabei die Funktion eines Reservoirs. Hier wird der Stuhl gesammelt und eingedickt. Ab einem Volumeninhalt von 50-70ml kommt es über Dehnungsrezeptoren in der Darmwand reflektorisch zur Erschlaffung des inneren Schließmuskels mit dem Ergebnis, das Stuhl in den Bereich des hochsensiblen Analkanals eintritt. Reflektorisch bedeutet, dass wir die Erschlaffung des inneren Schließmuskels nicht willkürlich steuern können. Den äußeren Schließmuskel hingegen können wir willkürlich steuern; er bleibt weiterhin kontrahiert, wodurch die Kontinenz aufrechterhalten bleibt.

Mit dem Übertritt von Stuhl aus dem Rektum in den Analkanal wird dem Betroffenen signalisiert, ob fester, flüssiger oder gasförmiger Inhalt zur Entleerung ansteht. Diese Situation nehmen wir als Stuhldrang wahr. Nun kann willentlich entschieden werden, ob und in welchem Ausmaß der äußere Schließmuskel entspannt wird, wodurch die Defäkation eingeleitet oder aber auch unterdrückt wird. Zur Entleerung des Rektums benötigen wir noch die muskuläre Bauchpresse, bei der durch das Anspannen der Bauchdeckenmuskulatur der Entleerungsdruck gesteigert wird.

Der Defäkationsreflex kann in gewissem Umfang willkürlich unterdrückt werden. Geschieht das häufig, so wird die Schwelle für den Reflex erhöht, wodurch zu seiner Auslösung eine stärkere Füllung des Rektums erforderlich ist. Auf dieser Grundlage kann sich ein träger Stuhlgang mit Obstipationsbeschwerden entwickeln.