Dienstag, 3. Januar 2017

Proktologie: Basisdiagnostik I

Anamnese

Die proktologische Basisdiagnostik setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Zunächst wird die Anamnese erhoben, d. h. Sie berichten von Ihren Beschwerden. Dabei sollten Sie aus Scham keine Beschwerden bagatellisieren oder gar verschweigen, da fehlende richtungsweisende Symptome die Diagnosestellung erschweren. Der Proktologe wird Ihnen sicher auch Fragen stellen, nämlich nach Blut- oder Schleimabgängen, nach Schmerzen, Juckreiz, Stuhl- und Urin-Halteschwäche (Inkontinenz), Ihren Stuhlgewohnheiten, frühere operative Eingriffe in der Analregion und bei Frauen nach Geburten.

Klinische Untersuchung

Nächster Baustein ist die klinische oder körperliche Untersuchung bestehend aus der Inspektion, also Betrachtung der Analregion, der Untersuchung des Analkanals mit dem eingeführten Finger und die Untersuchung mit Spiegelungsgeräten. Ein guter Arzt erklärt natürlich vorab wie die Untersuchungen erfolgen.
Damit die Analregion für eine Untersuchung zugänglich wird, ist für den Patienten die Einnahme einer bestimmten Position erforderlich. Je nach Erfahrung und „Vorliebe“ des Untersuchers wird es eine der drei folgenden sein:

Knie-Ellenbogen-Position: Der Patient kniet auf einer Untersuchungsliege und stützt sich mit den Ellenbogen ab.



Steinschnittlage: Der Patient liegt mit dem Rücken auf einem speziellen Untersuchungstisch, die Beine sind in den Knien abgewinkelt und werden durch eine besondere Halterungsvorrichtung beidseitig abgestützt. Entspricht der Position bei einer gynäkologischen Untersuchung.

Linksseitenlage: der Patient liegt auf der linken Körperseite und zieht die Beine rechtwinklig an.



Diese Positionen sind auch bei den instrumentellen Untersuchungen des Enddarms erforderlich.

Die Pobacken werden vom Untersucher ein wenig gespreizt, so dass er bei der Inspektion Hautveränderungen, Schwellungen, Narben oder sonstige Anomalien erkennen kann. In der Regel wird der Patient während der Inspektion aufgefordert, wie zum Stuhlgang zu pressen, wodurch evtl. vorhandene innere Hämorrhoiden hervortreten

Rektal-digitale Untersuchung

Nächster Schritt ist die rektal-digitale Untersuchung. Hierzu trägt der Untersucher einen Einmalhandschuhe oder streift einen Fingerling über, der mit Gleitmittel versehen wird. Die Untersuchung ist zwar unangenehm und kann Stuhldrang auslösen, ist aber nicht schmerzhaft. Während des Einführens des Fingers muss der Patient nochmals pressen, da dadurch der Schließmuskel erschlafft und der Finger mühelos eingeführt werden kann. 



Beurteilt wird der Tonus des Schließmuskels und durch eine 360°-Drehung des Fingers die Schleimhaut des gesamten Analkanals. Hierbei können beispielsweise Tumoren und Geschwüre getastet werden. Dreht der Untersucher den Finger nach „hinten“ Richtung Steißbein und fordert den Patienten zum Zusammenkneifen des Schließmuskels auf, so kann auch die  Funktion des Schließmuskels geprüft werden, denn durch das Zusammenkneifen wird der Finger ein wenig Richtung Nabel bewegt, vorausgesetzt der Schließmuskel ist intakt.

Bei Frauen sollte bei der Palpation nach vorne Richtung Bauch durch die Analkanalwand der Gebärmuttermund getastet werden; bei Männern kann die Prostata getastet werden, was allerdings etwas unangenehm ist und Harndrang auslösen kann. Nach dem Zurückziehen des eingeführten Fingers sollte der Untersucher einen kurzen Blick darauf werfen: Schleimspuren? Blut?