Sonntag, 12. September 2010

Der Ort des Geschehens: unser Enddarm

Unser Dickdarm hat eine Länge von 1,20 bis 1,50 Meter und zieht rahmenförmig durch unsere Bauchhöhle. Der untere Abschnitt ist der Mastdarm (Rektum), der zwischen 15 und 20 cm lang ist und sich tief unten in unserem Becken befindet. Er ist sehr dehnungs- und erweiterungsfähig und sammelt den Darminhalt bevor er dann schließlich ausgeschieden wird. Das Rektum zieht durch den Beckenboden und wird unterhalb des Beckenbodens als Analkanal bezeichnet dessen unteres Ende der Anus ist.



Der je nach Konstitution des Menschen 3 bis 6 cm lange Analkanal ist im oberen Drittel noch mit empfindungsloser Darmschleimhaut, in den beiden unteren Dritteln von dünner, außerordentlich empfindlicher, trockener Haut ausgekleidet, die in die äußere Haut übergeht. Diese äußere, perianale Haut ragt in das Ende des Analkanals hinein, trägt Haare, Talg- und Schweißdrüsen. Den Übergang der Schleimhaut-Hautzone des Analkanals kennzeichnet die reißverschlussartig aussehende Linea dentata. Hier befinden mehrere anatomische Strukturen, die zu unterschiedlichen Erkrankungen führen können. Zum einen finden sich hier mehrere Längsfalten, die sich leicht vorwölben. Die Vorwölbungen entstehen durch unter der Schleimhaut bzw. Haut verlaufende Gefäßknäueln, die aus Arterien und Venen bestehen, die knötchenförmige Verbindungen aufweisen. Diese Gefäßknäuel wirken als Schwellkörper (Corpus cavernosum recti oder Hämorrhoidalplexus), der dem Analverschluss dient und spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Hämorrhoiden.


Rot gekennzeichnet ist die Region der unter der Schleimhaut befindlichen Blutgefäße, die an der Entstehung von Hämorrhoiden maßgeblich beteiligt sind.

Ebenfalls am Übergang Schleimhaut-Analkanalhaut befinden sich nach innen offene Hauttaschen, die sog. Analkrypten, die Ausgangspunkt für Entzündungen und Fistelbildungen sein können. Ebenfalls in dieser Zone befinden sich merkwürdige Drüsen, die sog. Proktodäaldrüsen., die nur bei 75% der Menschen nachweisbar sind. Bei Männern findet man sie häufiger als bei Frauen. Vermutlich haben sie überhaupt keine Funktion mehr und stammen noch aus der Zeit, in der unsere Vorfahren auf allen Vieren herumliefen und ein Schwänzchen trugen. Allerdings sind sie die Quelle der meisten Infekte um den Anus herum.

Zum Analverschluss gehören die sog. Schließmuskeln, von denen wir zwei haben: den inneren und den äußeren. Der innere Schließmuskel, Musculus sphincter ani internus, besteht aus einer etwa 2 cm langen Verdickung der Muskelschicht des Dickdarmendes. Der äußere Schließmuskel, Musculus sphincter ani externus, ist wie eine Manschette dem inneren Schließmuskel aufgesetzt. Neben den beiden „klassischen“ Schließmuskeln gibt es noch einen weiteren Muskel mit Schließfunktion, der schlingenartig hinter dem Dickdarmende vorbeizieht, der Musculus levator ani, der den Mastdarm sozusagen nach vorne zieht. Alle Schließmuskeln stehen unter einem Dauertonus und werden erst beim Stuhlgang (Defäkation) entspannt. Sie dienen der Grobabdichtung des Analkanals, während die Gefäßknäuel für die Feinabdichtung zuständig sind. Feinabdichtung heißt, dass trotz Anspannung der div. Schließmuskel Gase den Analkanal verlassen können, ohne dass Stuhl mit austritt.

Zum sog. Kontinenzorgan gehören somit:
  • der Mastdarm
  • der Anus mit seiner hochsensiblen Analhaut
  • der innere Schließmuskel, der 80% der Schließkraft übernimmt und dessen Tonus wir nicht willkürlich beeinflussen können
  • der äußere Schließmuskel, den wir als einzigen Muskel willkürlich beeinflussen können
  • der Levatormuskel
  • der Corpus cavernosum recti
  • Nerven